Wallfahrts­kirche St. Anna

Kurze Geschichte

Pfalzgraf Christian August stiftete 1656 nach seiner Konversion zum katholischen Glauben eine Holzkapelle auf dem Kastenbühl, um die Wallfahrt zur St. Anna, die im 16. Jh. im Zuge der Reformation erloschen war, wiederzubeleben. Dort ließ er das spätgotische Gnadenbild Anna Selbdritt (Selbdritt = Darstellung der Anna mit Maria und dem Jesuskind) aus dem Peuthental, dem vorherigen Wallfahrtsort, aufstellen. 

Bereits 20 Jahre später ließ Dekan Hochtal den baufälligen Holzbau durch eine Steinkirche ersetzen. Eine großzügige Spende der Pfalzgrafentocher machte es möglich, den namhaften Baumeister Johann Rampino damit zu beauftragen. Für den Neubau holte man die Steine der Peuthentaler Kirche. Es entstand ein ovaler Zentralbau im Stil des italienischen Barocks mit einem Altar und sechs Betstühlen. Als die Kapelle den schnell wachsenden Pilgerstrom nicht mehr fassen konnte, wurde 1787/88 ein neues Langhaus angebaut.

Die Osthälfte des ursprünglichen Zentralbaus blieb als Chor erhalten. An diesen schloss sich nun ein geräumiger Saal mit abgerundeten Ecken an. Die Spiegeldecke (Gewölbedecke mit flachem Mittelteil) ist in geschweifte Stuckfelder unterteilt und wird von sog. Stichkappen über den Fenstern unterbrochen. Die Wände sind durch Doppelpilaster in Joche unterteilt. Als die Kirche erneut zu klein geworden war, verlängerte man das Langhaus 1903/04 erneut um 10 m nach Westen, wobei man die Wandgliederung wiederholte.   

Den Turm erhielt die Kirche 1827, zunächst mit einem Zeltdach, das im Zuge des Umbaus 1903/04 mit einer Zwiebel ersetzt wurde. 

Innenbereich

Die Ausstattung im Innenbereich stellt sich vor allem im Ostteil als ein beeindruckendes Ensemble des Rokoko dar. (Rokoko= Kunstrichtung zwischen 1730 und 1780, Hauptmerkmal ist ein muschelartiges Ornamentmotiv)

Der von Pfalzgräfin Eleonore Philippine 1737 gestiftete Hochaltar wurde von Bildhauer Georg Wolfgang Pahr im Stil des frühen Rokoko geschaffen. Das innere Figurenpaar zeigt den Evangelisten Johannes und den hl. Joseph. Das Altarblatt „Lesestunde der Mutter Anna mit Maria“ malte der gebürtige Sulzbacher Künstler Joachim Weingärtner. Zentrum des Altars und Mittelpunkt der Wallfahrt ist aber das Gnadenbild der Anna Selbdritt, ein feines spätgotisches Schnitzwerk. Um 1790 wurde der Altar seitlich durch die Figuren der Elisabeth und des Zacharias erweitert.

Bemerkenswert im Chorraum sind auch zwei große barocke Votivkerzen mit Blumendekor, sowie zwei flache Wandschreine, in denen hinter den Glasscheiben zahlreiche Votivgaben aufgereiht sind.

Das von Schlossermeister Johann Häberl geschaffene schmiedeeiserne Chorgitter mit Laub- und Blattwerk schirmt den Chorraum ab, lässt aber den Blick auf den Altar frei. Auf dem Emblem in der Mitte sind ein Springbrunnen und Wasser schöpfende Gestalten zu sehen. Die Fontänen ergießen sich in ein Monogramm, das sowohl als Anna als auch als Maria gelesen werden kann. Das kleine Wappenschild auf dem Brunnen weist den Freiherrn Schall du Bell als Stifter aus.

Die beiden Seitenaltäre wurden 1788 von dem Sulzbacher Schreinermeister Lang geschaffen und 1789 von Vitus Fuchs aus Tirschenreuth gefasst. Auch wenn die Hochzeit des Rokoko zu dieser Zeit vorbei war, orientierte man sich bei der Gestaltung trotzdem am Hochaltar. Der südliche Seitenaltar zeigt den hl. Ignatius und den hl. Franz Xaver in Reisetracht und davor ein stehendes Bild aus dem 19. Jh. mit der Jungfrau Maria lesend im Kreis von Engeln.

Der nördliche Seitenaltar zeigt die hl. Dreifaltigkeit und ein stehendes Bild mit einer Jesusdarstellung aus neuerer Zeit. Im Unterbau befindet sich eine Heiligengrabanlage mit einer Rokokofigur des toten Christus.

Beide Altarblätter sind Kopien von 1904. Besonders interessant sind kleine Bleistiftskizzen mit Eremitenszenen innerhalb der Marmorierung der Seitenaltäre, deren Adern ebenfalls mit Bleistift ausgeführt sind.

Über dem Chorbogen befindet sich ein Stuckrelief von Pfalzgraf Christian August (1622 - 1702), dem Stifter der Kirche. Er war durch seine religiöse Toleranzpolitik und die Schaffung eines in Europa einmaligen Simultaneums wegweisend. Er bezog auch die Juden in seine Toleranzpolitik ein und gewährte ihnen ein Aufenthaltsrecht und die Privilegierung von Druckerzeugnissen (s. auch Synagoge).

Das Deckengemälde fertigte 1956 der Münchner Maler Josef Wittmann an. Es zeigt im westlichen Teil die Madonna mit Heiligen und östlich Anna, Maria und Jesus mit musizierenden Engeln.

Die Kanzel mit ihrem üppigen Akanthusschnitzwerk ist um 1700 entstanden, stammt also noch aus der Vorgängerkirche. Sie wurde um 1790 mit allerlei frühklassizistischem Schmuckwerk bereichert. Paulus, der „Apostel des Wortes“ bekrönt ihren Schalldeckel.

Im Langhaus findet man zahlreiche andere Figuren aus verschiedenen Zeiten. Links und rechts vom Chor stehen zwei barocke Bischofsgestalten von Pater Lambeck aus dem Jahr 1788, bezeichnet als St. Wolfgang und St. Maximilianus. Vom gleichen Künstler sind der hl. Nepomuk, hl. Sebastian, hl. Wendelin sowie ein Kruzefix mit einer Mater Dolorosa (= Schmerzensmutter). Zu erwähnen sind auch ein spätgotischer St. Jakobus und ein hl. Petrus aus der Rokokozeit. Vier Figuren von 1907 ergänzen die Reihe: hl. Barbara, hl.Margarete, hl. Elisabeth und eine Schutzengelgruppe.

Die Orgel mit den reichen Akanthusschnitzereien ist eine Arbeit von Elias Hößler aus dem Jahr 1731/32.

Außenbereich

Ein beliebter Andachtsort ist die Lourdes-Grotte mit zahlreichen Votivtafeln im Untergeschoss des Turmes. Sie wurde 1856 anlässlich der 200-jährigen Wallfahrt eingerichtet.

Die Kalvariengruppe von 1706 stellt den Abschluss des von der Stadt heraufführenden Kreuzweges mit den Leidensstationen Christi dar. Die Sandstein-Gruppe besteht aus Kruzifixus und den Assistenzfiguren Maria, Johannes und Maria Magdalena.

Die 1736 an die Kirche angebaute Eremitenklause wurde 1968 durch das heutige Mesnerhaus ersetzt.

Einfach sehenswert

© Stadt Sulzbach-Rosenberg Tourist-Information. Alle Rechte vorbehalten.